Pia Janssen / Space Invader

6. Carl Frederik Reuterswärd “Non Violence” 1995/99

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You just happened to be alive!
Sprache des Krieges, Salven, rhythmisches Stakkato, Bäm Bäm Bäm, schießt, zielt auf unser Denken, Gedächtnis, Gedachtes, da war doch was, das war doch was vor 77 Jahren, 92 Jahren, vor 146 Jahren, abertausenden Jahren, Boomboomboom, das ist doch was, heute, gerade, gestern noch, vorgestern, vor ein paar Tagen, vor ein paar Wochen, immerzu, nicht weit von hier, ein paar Hundert Meilen, Kilometer, ein paar Schritte, zu den Bildschirmen, Newsticker schießen News, BoomBoom, auf Bildschirme, immerzu, a person was killed today, one shot, one dead, two dead, hundred dead, Screenshots am laufenden Band, im Lauf der Lauftexte, im Lauffeuer der rasenden Zeit, im Sound der Karachos, Boom, Boom, Boom, John Lennon an einem Montag, erschossen, Michael Brown an einem Samstag, erschossen, Cers Hedegaard an einem Dienstag, erschossen, Boris Nemzov an einem Freitag, erschossen, Victor Leiva an einem Mittwoch, erschossen, Afghanen an einem Donnerstag, syrisches Kind an einem Sonntag, erschossen, irgendwo in Nigeria an einem Vormittag, in Pakistan am helllichten Tag, in der Ukraine im Schlaf, erschossen, eine Kugel wird Blut, Stahl zu Rot, Rot aufs Herz, ins Herz gezielt, in den Hals, in die Knochen, in die Gedanken, I just happened to be dead.

Töten tötet, so der Plan, Millionen Zellen, zerspalten, zersplittern, Tausendstelsekundentod, ein Schuss. Durchschuss bis zum Tod. Durchblick, bis auf die Knochen. Splitterknochen. Das kommt vor. Das passiert laufend. Milliarden Datenbits, ein Bild. Todespixel, ein Click. Sehen, was es gibt. Wissen, dass es es gibt. How not to see? Schwarzer Todesknochen im Raum. Die Kugel steckt, im Lauf, lauf weg!, eine Schlinge im Revolverhals, noch eine, doppelt hält, besser, am besten, eine Kugel steckt fest, da bleibt was stecken im Hals, der Knoten im Lauf, lauf!, die Kugel rollt zurück, rückwärts, Reuterswärd schießt nicht, wehe, der Knoten löst sich – nicht, der Knoten hält, du hast Glück. Der Tod steckt fest. Das Seltsame schützt. Der Knoten nützt. Der Tod stürzt. Das Lachen steckt, Lachen, bis die Hälse sich biegen, bis der Knoten platzt. Peng! Pistole tot. You just happened to be alive.

Werktext

space-invader / hidden-sculptures

Autor: mythendermoderne (Pia Janssen) Würde eines Nachts, alle Skulpturen entfernt, wer könnte am nächsten Morgen sagen wo welche gestanden hat? Entlang des City-Sees, auf dem Creilerplatz und vor dem Rathaus Marl erzählen zehn Hörstücke vom eigenen und fremden Blick auf die Skulpturen in der Stadt. Geschichten entstehen und verbinden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander und werden so dem Narrativ der Skulptur habhaft. Der akustische Parcour entlang der Skulpturen vermittelt zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren. Der Hörer wird Teil der Geheimnisse der Kunstwerke. Im Herbst 2015 verschwanden zehn Skulpturen im Aussenraum des Skulpturenmuseums Marl unter silbernen, hölzernen Umhausungen der Künstlerin Pia Janssen. Während der Zeit der umhüllten Skulpturen interviewte sie, gemeinsam der Schrifstellerin Bettina Erasmy zufällig vorbei gehende Passanten zu der Kunst am im Aussenraum des Museums. Dieses Tonmaterial und Fakten über die Bildhauer und ihre Zeit waren die Grundlage für die Kurzgeschichten die Bettina Erasmy für jede Skulptur schrieb. In der Regie von Pia Janssen entstanden 10 Hörstücke mit der Musik von Block Barley und 10 Sprecher*innen, die sich zu einem Hörparcour verdichten.

Projektbeschreibung
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