Erinnerung als synästhetische Erfahrung gräbt sich in das historische, kulturelle wie persönliche Gedächtnis als sinnlich-permanentes Erlebnis ein. Die fünf grob behauenen Steine, bestrichen mit fluoreszierendem Pigment, das bei abnehmendem Tageslicht unter zusätzlich angebrachten Schwarzlichtlampen zu leuchten beginnt, bieten jeweils den Korpus für einen Lautsprecher. Zirpgeräusche, wobei es sich um hörbar gemachten Ultraschall handelt, eröffnen dem Betrachter zusammen mit der Physis des Kunstwerks verborgene Manifestationen des Erinnerns. Im Gedenken an Zwangsarbeiter in Marl während des Zweiten Weltkriegs, die in Gräbern mit Kissensteinen bestattet wurden, fand Kubisch eine dem Ort eigene Leerstelle verdrängter Schuld. Auch ohne dieses Wissen drängt sich der Grabcharakter der scheinbar anonymen Monolithen auf. Die Künstlerin wählte für den Titel, nachdem sie Kissensteine im Baltikum gesehen hatte, das lettische Wort „Atminas“. Gleichbedeutend mit „Erinnerungen“, „Gedächtnis“ und „Seele“ wird reale Gegenwärtigkeit und abstrakter Raum des Vergangenen zu einem Gebilde empfundener Geschichte und emotional-sinnlicher Memoria. (ish)