Michael Jäger erhielt 1992 den Auftrag zur Gestaltung der Fensterfassade am Neubautrakt des Klinikum Vest – der Paracelsus-Klinik
Marl. Vorgegeben war ein Fensterband über drei Etagen. Hierbei spielt der Künstler im Grundformat der Glasfelder mit geometrischen
Unterteilungen der Bildfläche. Die rahmenden Streifen sind in den Komplementärfarben Blau und Orange gehalten. Das obere
Fenster wird durch schwarze Linien unterteilt, so dass mehrere kleine Bildflächen entstehen. In einem Spannungsverhältnis dazu
steht die Aufteilung, die durch die Fensterkreuze gegeben ist. Verschiedene Achsennetze liegen dadurch in Schichten hintereinander.
Was ist nun in den Bildfeldern zu sehen? Mal sind es musterartige Strukturen, mal sind es einzelne Motive oder eine
Kombination von beidem, wie in den unteren Fenstern. Man glaubt, Gegenstände oder Figuren erkennen zu können, so etwa Kopf und
Schultern einer Frau im Profil, den Umriss eines Organs, zellgewebeartige Strukturen und ganz unten vielleicht eine auf dem Kopf
stehende Vase. Ausgangspunkt für Deutungen könnten einerseits die Thematik des Ortes sein – Krankenhaus, Medizin – andererseits
der Titel, den Jäger dem Glasbild gegeben hat und von dem man auf „Archäologie, Sammeln“ schließen könnte. Die Art der Darstellung
erinnert an wissenschaftliche Zeichnungen oder Mikroskopbilder. Eindeutig lesbar sind sie jedoch nicht, vielmehr verknüpft zu
einer Art Bildrätsel, bei dem das Rätseln selbst wichtiger ist, als die Lösung. Jäger eröffnet eine Vielzahl von Sichtweisen, einen stets
wechselnden „Blick auf…“ die Gegenstände, der sich auch ändert, je nachdem, ob man durch das Fenster nach außen oder von außen nach innen sieht.