Stefan Pietryga

Stefan Pietryga

geb.1954

Stierscheibe / Ring, 1984

Stahl (zweiteilig) je Ø 298 cm

Toro, Toro! In weitem Abstand erscheint die winzige, kaum erkennbare Silhouette eines Stieres wenig bedrohlich. So fällt die Konfrontation mit dem gereizten Tier leicht. Doch der Tiefenzug der Installation, bestehend aus einem Stahlring und einer gewölbten Stahlscheibe mit der ausgesparten Kontur des Stieres, generiert eine imaginäre Röhre, die den Betrachter in ihre wiederum autonome Räumlichkeit miteinschließt. Ein Ausweichen erscheint somit unmöglich. Der Stier macht sich seinerseits für die Konfrontation bereit, der Nacken gewölbt, der Kopf gesenkt zum Angriff. Unterhalb des Sitzungstraktes des Rathauses erscheint diese Tauromaquia wie ein ironisches Spiegelbild der darüber regelmäßig stattfindenden Auseinandersetzungen. Den Stier sprichwörtlich bei den Hörnern packen prägt den politischen Alltag. Mehrheiten, Niederlagen, Durchsetzungskräfte, und nicht zuletzt Voraussicht angesichts möglicher Händel und Konflikte erfordern Geschick statt Rot sehen. Mit dem Symbol des Stiers wählt Pietryga als wiederkehrendes Motiv in seinem Werk die Ikone einer virilen Urkraft und gleichzeitig unbedachter, kontrollverlorener Wut, die der Mensch in Reflexion seiner eigenen Emotions- und Vernunftslage zu bändigen sucht. (ish)

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