Mehr noch als ein gestisches „mea culpa“ materialisiert das Künstlerpaar Gerz und Shalev-Gerz ein Bild des Weiterlebens, in der das Ritual des Gedenkens nach dem Trauma des Holocaust ein Teil öffentlichen Alltags und Verarbeitens geworden ist. Um zu verstehen, welche Facetten kultureller und künstlerischer Kontinuität ausgelöscht wurden, wird die Genese einer Sprache kollektiven Erinnerns und Gedenkens erprobt, die auf die Leerstelle in der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung verweist. Diese Ohnmacht gegenüber dem Verlorenen und dessen massiver Präsenz wird in einer visuellen Handlungsunfähigkeit des Betrachters vergegenwärtigt. Die auf den 18 Meter hohen Stahlsäulen angebrachten Plattformen an den Öffnungen der hohlen Stelen sind nicht einsehbar. Dort findet ein willkürliches Schwirren von Partikeln in der Luft nach eigenen Gesetzen statt. Während eine Säule den freien Austausch zulässt, wird die andere noch von einer zweiten Platte überdacht, die das Entweichen symbolisch erschwert. Hoffnung wie Unbeschwertheit dort, Gedenken an die Toten und Erinnern der Schuld hier, als Synchronie gesellschaftshistorischen Erzählens von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. (ish)