Acht Säulen einer vermeintlichen Tempelanlage, die scheinbar tuschelnd zusammengerückt sind, haben sich hinter dem Marler Museum versammelt. Ein Tor, ein Säulengang wäre offen und zugänglich. Dieser hier wehrt sich gegen den öffentlichen Einblick, den Säulen ist der eigentliche Tempel verlorengegangen. Das im Jahre 1977 entstandene Werk „Tor zu Baalbek“ versteht sich als persönlicher Gedanke zum Libanesischen Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 anhalten sollte. Bucher selbst war in den 1950er- und 1960er-Jahren als Reiseleiter tätig, unter anderem im Libanon, weshalb ihn die dortigen Ereignisse zu einem künstlerischen Kommentar im Gedanken an die berühmten Tempelanlagen von Baalbek als Symbol eines historischen Nationalgefühls drängten. Die aus Polystone, einer Mischung aus Polyester und Quarzsand, bestehenden schwarzen Säulen sind die ratlos traurigen Exilanten einer menschlichen wie kulturellen Unsicherheit. Die vom Künstler selbst auch als „Elefantenfüße“ bezeichneten Riesen sind somit vielmehr noch Ausdruck eines historischen Gedächtnisses, das seiner Auslöschung widerstrebt. Angesichts der heutigen Bedrohung von Tempelstätten in Syrien durch die Terror-Miliz IS erscheint das „Tor zu Baalbek“ in seiner Aussage aktueller als je zuvor: Es ist Zeuge einer Wut gegen geschichtliche Identität. (ish)