Die Reglementierung der öffentlichen Ordnung ist zum selbstverständlichen, alltäglichen Habitus geworden. Doch ist der rechte Winkel dafür tatsächlich die Voraussetzung, um die Glaubwürdigkeit der Ordnung zu wahren? Die Infragestellung dieser Gewohnheit bietet Stefan Wewerka in bester neodadaistischer Tradition. Mode, Film, Architektur und Design gehörten zu seinem Instrumentarium einer Spiegelwelt unserer Seherwartungen. Objekte des Alltagslebens werden aus ihrem Kontext extrahiert. So wird der „Schilderwald“ zu einer Reihung bewusst erlebter künstlerischer Formen- und Bilderwelt. Die Schilder stehen abseits ihres ursprünglichen Gebrauchs und sind doch grundsätzlich funktional. Hebt nun die optische Verschiebung wiederum diese Funktionalität auf? Ist also lediglich die Linie des rechten Winkels Garant für eine relevante Nutzung und – im Falle des „Schilderwalds“ – für eine Befolgung durch den einzelnen? Wewerka überlässt dem Betrachter diese Frage, konfrontiert ihn aber mit seiner Konditionierung auf ein Ordnungswollen und -gefüge, aus dessen Vertrautheit sich dieser visuell zunächst wohl kaum verabschieden mag. Einem „Zurechtrücken“ der Schilder im Geiste widersteht er nicht. (ish)